Ein Teil der Jugendlichen, die in unsere Einrichtung kommen, haben aufgrund der sozialen Umstände in ihrer Kindheit nicht die Erziehung genossen, die altergerecht gewesen wäre. Folgen sind häufig fehlende lebenspraktische Grundfertigkeiten und rudimentäre soziale Umgangsformen. Hierbei ist häufig an unsere jüngsten Bewohner zu denken.
Hinzu kommt, dass Menschen, die eine Sucht- oder Verhaltensproblematik vorzuweisen haben, insbesondere Jugendliche, zuerst nur unter einem gewissen Druck von außen durch die Eltern, das Jugendamt oder die Justizbehörden in eine Maßnahme gehen werden (extrinsische Motivation). Somit muss den Jugendlichen in einem ersten Schritt der pädagogischen Arbeit der Sinn eines Aufenthaltes bei uns näher gebracht werden. Außerdem sollen sie lernen, sich an ein Leben in der Gemeinschaft unter bestimmten Regeln zu gewöhnen. Es wird im Schwerpunkt also um die Bearbeitung von Widerständen, um Beziehungsaufbau und die Vermittlung von sozialen Grundregeln gehen. Zudem werden ausgelöste Krisen aufgefangen.
Häufig entspricht das Entwicklungsalter der Jugendlichen nicht dem Lebensalter, der daher notwendige Nachreifungsprozess wird in dieser Phase der Betreuung durch einen sehr intensiven, engen Kontakt mit den Jugendlichen angestoßen. Erziehung hat im alten häuslichen Umfeld nur sehr bedingt stattgefunden, die vorhandenen Erziehungsdefizite werden behoben. Daher haben wir mit dem „Haus Schachtlau“ ein Angebot mit hohem pädagogischem Personalschlüssel geschaffen.
Den Kindern und Jugendlichen sollen durch pädagogische Maßnahmen neue (auch suchtmittelfreie) Perspektiven aufgezeigt werden. Der Spaß an einem Leben in der Einrichtung muss geweckt werden. Dies alles wird zu einer intrinsischen Motivation führen. Die geeigneten Mittel, um diese Ergebnisse zu erreichen, sind die Hausgemeinschaft im Sinne einer „Therapeutischen Gemeinschaft“ und das Bezugserziehersystem.
Das Regelsystem wird in diesem Haus einen hohen Stellenwert haben, d. h. die Einrichtung wird zunächst den Großteil der Verantwortung für den Jugendlichen übernehmen, da noch keine Eigenverantwortung aufgebaut ist. Die Außenkontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, um negative Ablenkungen zu verhindern. Erst nach und nach wird dann die (Eigen- und Fremd-)Verantwortung dann an die Jugendlichen abgegeben.
Alle Spannungen, Krisen, Konflikte sollen gruppenzentriert gelöst werden. D. h., dass jeder Jugendliche und jeder Mitarbeiter im Bedarfsfall eine Gruppe („Gongrunde“) zur Lösung des Problems einberufen kann. Unter Anleitung der pädagogischen Mitarbeiter können die Jugendlichen lernen, dass Konflikte ohne Gewalt bearbeitet und gelöst werden können. Auch soll eine Offenheit im Haus erreicht, d.h. Suchtstrukturen und Verhaltensrückfälle direkt angesprochen und beseitigt werden.
Als persönlicher Ansprechpartner („Elternteil-Ersatz“) hat jeder Jugendliche eine/n BezugserzieherIn. Sie/Er ist Anlaufstelle für alle Probleme, sie/er wird aber auch den Jugendlichen gerade in dieser ersten Phase aktiv aufsuchen, um eine tragfähige Beziehung aufzubauen. Vertrauen ist häufig etwas, was unsere Jugendlichen neu lernen müssen. Die sich hier mit der Zeit aufbauende emotionale Beziehung ist insbesondere im Krisenfall zur Überwindung von Suchtwünschen und Abbruchgedanken wichtig. Schon in deren Vorfeld können Probleme vom Bezugserzieher erkannt und angesprochen werden.
Im „Haus Schachtlau“ werden analog zu unserem Phasensystems folgende Phasen durchlaufen:
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